Ausbildung mit Hindernissen

Was passiert, wenn man von Paderborn nach München zur Berufsschule muss.


Wenn Malermeister Dietmar Ahle von "Lehrstellenoffensive" oder "Vorfahrt für Ausbildung" hört, dann kann er im Moment nur abwinken. "Kommt es darauf an und man braucht konkrete Unterstützung, dann ist man aufgeschmissen." So ist jedenfalls seine jüngste Erfahrung im Umgang mit Handwerkskammern und Politikern.

Eine der acht Auszubildenen der Malermeister Ahle GmbH ist Jessica Schlieper. Die 23-jährige Paderbornerin befindet sich im dritten Ausbildungsjahr zur Malerin und Lackiererin. In diesem, dem letzten Lehrjahr, kann sie sich spezialisieren. Da die junge Frau schon eine Ausbildung zur "Denkmaltechnischen Assistentin" vorzuweisen hat, interessiert sich für die Fachrichtung "Kirchenmalerei und Denkmalpflege".

In dieser Fachrichtung gibt es bundesweit nur 5 junge Leute, die eine Ausbildung machen und sie müssen alle - dreimal im dritten Lehrjahr für drei Wochen - nach München zur Berufsschule und einmal für 2 Wochen nach Augsburg zu einer überbetrieblichen Ausbildung. "Allein die Zugfahrkarte nach Augsburg kostet 200 Euro und für 1000 Euro mussten wir Arbeitsmaterial dorthin senden", sagte Dietmar Ahle, der seine Auszubildende nicht auf den Kosten hängen lassen wollte. Dazu wurden für die junge Frau Internatskosten in Höhe von 40 Euro pro Tag in Augsburg und 17,50 Euro pro Tag in München fällig.

Als Mitglied einer Handwerksinnung hatte Dietmar Ahle, in Paderborn selbst sogar Obermeister der Maler- und Lackierer-Innung, eigentlich angenommen, dass solche Ausbildungskosten von den Handwerkskammern übernommen würden. Von der Handwerkskammer in Bielefeld gab es eine Absage und vom Bundesinnungsverband und Politik ist auch keine Hilfe zu erwarten.

Lediglich 60 Euro aus einem Landeszuschuss sagte ihm die Bezirksregierung Detmold bisher zu. "Wenn man sich dann tatsächlich noch auch noch fragen lassen muss, warum man überhaupt in so einer Fachrichtung ausbildet, dann kann ich jeden Handwerksbetrieb verstehen, der diesen Aufwand scheut", meint Diemtar Ahle. Er zieht bisher noch andere Konsequenzen: "Wir werden Jessica auf jeden Fall übernehmen und ihr auch einen Teil ihrer Kosten vergüten. Und der nächste Auszubildende in der Fachrichtung steht auch schon fest."

 


Jessica Schlieper


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